Siebenwind - Die Welt des Rollenspiels - Felatag, 17. Querlar 36 nach Hilgorad
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Informationen über 'Corran Clayn'

Allgemeines

Erstellt am09.01.2014 10:04:30
NameCorran Clayn
GeschlechtMännlich
Alter25
FamilienstandLedig
GottheitIgnis/Arkadon
ElternhausLeopold und Lysandra Clain, einfache Handwerker
RasseMensch
KlasseFlammenweber

Erscheinung

Haartyplang Offen
HaarfarbeGelb
BarttypKurz und Schnäuzer
BartfarbeGelb
Hautfarbemittel

Charakterzüge

Positive
  • Beherzt
  • Geduldig
  • Selbstsicher
Neutrale
  • Pragmatisch
  • Verschlossen
Negative
  • Haßerfüllt
  • Mitleidlos

Beschreibung

Bisheriges LebenWandeltag, 20. Sekar, 1 vor Hilgorad

Ein Bild wie aus einem Gemälde präsentiert sich der alten Selda als sie die letzten Schritte macht um den Hügel zu erklimmen, welcher das Haus der Clayns vom Kern der Siedlung trennt. An ihrer Hand hält sie Karn, ein Junge mit aufgewecktem Blick, der zugleich sehr aufgeregt zu sein scheint. Idyllisch liegt das Haus am Fusse des Hügels, umrandet von Sträuchern, die im Kontrast zum kalten, weissen Schnee beinahe schwarz aussehen. Aus dem Schornstein schlängelt sich eine schmale, weisse Wolke dem Himmel empor.

„Kommt, schnell.“, sagte Karn, der um die 10 Vitamas alt zu sein schien, als er ungeduldig die alte Dame in Richtung der Hütte zog. Als die beiden sich mit eiligen Schritten in Richtung der Veranda näherten, drangen auch schon die ersten Schreie durch die Holzwände an ihre Ohren. Es ist schon soweit, dachte sich Selda und riss die Tür zum Haus auf, ohne auch nur einen Augenblick an den gängigen Höflichkeitsformen zu verschwenden. In der Ecke stand ein Mann mit besorgtem Blick und die Stirn tief in Falten gelegt. Es war Leopold, der Vater des jungen Karns, der die Ankunft Seldas mit hastigem Stottern und einem Hauch von Erleichterung wahrnahm. „I-Ich habe den Jungen gleich losgeschickt, als es angefangen hat.“, sagte der bärtige Mann mit einer unbeholfenen Geste in Richtung des Bettes, wo eine Frau, die offensichtlich Schmerzen hatte, lag. Es war Karn’s Mutter, die schweissgebadet auf einem Leinentuch lag und der aufmerksamen Hebamme nach in den Wehen liegen musste. „Wassereimer und Tücher liegen schon bereit, wie ich sehe. Dein Vater hat dazugelernt.“, sagte Selda als sie sich die Ärmel des einfachen Kleides hochkrempelte, offensichtlich an den jungen Karn gerichtet. „Geh und lass uns arbeiten, Leopold. Nicht, dass du mir wieder umfällst.“, ergänzte Sie ihren Kommentar, als sie sich in Richtung des Bettes begab.

Noch so froh darüber, sich von dem Ereignis, welches sich vor seinen Augen entfaltete drücken zu können, ging Leopold rasch aus der Hütte und schloss die Tür hinter sich. Sein müder Körper setzte sich auf die Bank die aussen auf der Veranda stand und er liess den Blick über die Landschaft schweifen, stets von den Schreien seiner Frau begleitet, die durch die Wände der Hütte drangen. Mit zittrigen Händen steckte er sich seine Pfeife in den Mund und nahm sich mit einem dünnen Ast Feuer aus der Laterne, die Besuchern von weitem den Weg zur Hütte weisen sollte.
Wie lange er dort sass, wusste Leopold selbst nicht. Die Zeit verstrich und zu den Schreien kamen Rufe und Befehle, die Selda dem aufgescheuchten Karn zurufen musste. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit verebbte die Stimme seiner Frau und wurde stattdessen durch das laute, stechende Kreischen eines Neugeborenen ersetzt. Als die Tür sich öffnete und Karn seinen Kopf nach aussen steckte um nach seinem Vater zu sehen, bemerkte Leopold erst wie aufgeregt sein Sohn wirklich war. Mit zusammengefallenem Gesicht und einem Ausdruck von Erleichterung erwiderte er den Blick seines Vaters. „Komm, Vater. Es ist soweit.“, forderte er seinen alten Herren auf und verschwand sogleich wieder in der Hütte. Leopold legte seine Pfeife auf die Lehne der Bank und erhob sich mit einem leisen Schnaufen, um seinem Sohn in die Hütte zu folgen.

Selda stand am Kaminfeuer mit einem Bündel Leinentüchern in den Armen und wog sanft hin und her. Mit einem erleichterten Lächeln begrüsste auch sie den Herren des Hauses und sagte sanft: „Keine Sorge, sie schläft. Alles ist gut gegangen. Komm, begrüsse deinen Sohn.“. Mit feuchten Augen liess Leopold einen tiefen seufzer fahren und es schien beinahe, als wäre die Last eines ganzen Lebens von seinen Schultern gefallen. Mit zittrigen Händen nahm er den Neugeborenen von den Armen der Hebamme und sah ihn stumm an. Erst nach einigen Augenblicken fand er seine Fassung wieder um zu sprechen: „Willkommen auf dieser Welt, mein Sohn. Fortan sollst du Corran heissen.“

Und so nahm das Leben von Corran seinen Lauf. Die Jahre kamen und gingen im Rhythmus der Vier und der Säugling wuchs zu einem Jungen heran. Sein Vater, der Schreiner war, hatte durch die guten Waren aus dem Norden und seinem handwerklichen Geschick immer volle Auftragsbücher und konnte die Familie für ihre einfachen Verhältnisse gut ernähren. Seine Mutter, Lysandra, blieb dafür im Haus und kümmerte sich um Haushalt und Garten. Da sein Vater seinen Beruf zwar für ehrlich und ehrbar hielt, aber schon immer der Meinung war, dass Erfolg auch durch einen wachen Geist kommt, lernte Corran, wie sein Bruder Karn vor ihm, im Studium mit der Mutter das Lesen und Schreiben. Die Zeit während der Haus- und Gartenarbeit vertrieb er sich mit Denkspielen und den neugierigsten Fragen über die Natur, die seine Mutter aufgrund der unterhaltsamen Schlussfolgerungen ihrer Söhne immer mit einem Lachen beantworten musste. In der Zeit in der Corran nicht dazu verdonnert war seinen Pflichten nachzugehen, spielte er mit seinem Bruder und träumte von phantastischen Welten und den gemeinsten Halunken die mit unmöglichen Rätseln ihre Opfer in die Falle locken wollten.

Im Morsan neun Jahre später, wurde Lysandra unerwartet krank und wurde bettlägrig. Obwohl Leopold selbst einen Heiler aus Umdest hat kommen lassen, wusste niemand so Recht was seiner Frau fehlte und so führte sie ihre Krankheit in den unvermeidbaren Tod. Das Leben der Familie änderte sich rasend schnell und das idyllische Familienleben der Clayns geriet in eine Spirale von Trauer und Tragödie. Kurz nach dem Todesfall im Vitama des folgenden Jahres widmete sich Leopold den Spirituosen zu und vernachlässigte die Arbeit. Die beiden Söhne, insbesondere Karn, der nah an seiner Reife war, sahen sich mit Hunger und Vernachlässigung konfrontiert und mussten die Rolle der Mutter einnehmen um zumindest Haus und Land zu erhalten. Als der folgende Morsan kam, der besonders hart auf Land und Volk war, und die beiden Geschwister sich nicht mehr über Wasser halten konnte, sah sich Karn gezwungen etwas zu unternehmen. Er liess seinen nun fast 10 Morsan alten Bruder zurück um nach Umdest zu gehen, wo er eine Arbeit finden wollte. Er versprach seinem Bruder ihm sobald wie möglich etwas Geld zu senden, damit er sich im Dorf Essen und Kleidung kaufen konnte und Corran musste ihm im Gegenzug versprechen, dass er das Beste tun würde um Haus und Garten zu pflegen, damit er isch in der kommenden Vitama wieder selbst versorgen konnte.

Als zwei Tage darauf Leopold, stinkend nach Bier und Spiritus, nach Hause kam, dauerte es eine Weile, bis ihm die Abwesenheit von Karn auffiel. Erst als Corran den schweren Suppentopf auf das Feuer legen sollte und wiederwillig nach der Hilfe seines Vaters bitten musste, wurde Leopold klar, dass sein ältester ihn verlassen hatte. „Was soll das heissen, „er ist in die Stadt gefahren um Arbeit zu suchen“?!“, fragte er mit bebender Stimme Corran. Der Körper seines alten Herren hatte sich angespannt und er packte Corran mit grobem Griff am Arm. Aus Wut und Frust stiess er seinen Sohn davon und Corran taumelte rückwärts auf einen Hocker zu, woraufhin er über diesen stolperte und auf den harten Boden fiel. Tränen flossen ihm über seine Wangen und er fing an zu weinen, doch noch bevor er irgendetwas zu seinem Vater sagen konnte, erhob dieser sich und wetterte weiter gegen Corran: „Und du? DU hast ihn einfach gehen lassen? Du Nichtsnutz!“. Seine Schritte brachten ihn näher an Corran heran und mit einem Tritt beförderte er den Hocker durch den halben Raum bis dieser vor dem Kamin stehen blieb. Mit seinen groben, rauhen Händen packte er den Jungen wieder am Arm, doch dieses Mal fing Corran an zu strampeln und sich zu wehren. Er wollte weg, weg von diesem Mann der mit seinem Vater nichts mehr gemeinsam hatte, doch sein Vater war um Längen stärker. „Wohin willst du, Corran?! Versuchst du auch wegzulaufen wie dein Bruder? Du undankbarer Bengel! Willst du mich auch alleine lassen?!“, schrie er seinen Sohn an, der Atem triefend vor Alkohol. „Nirgends wirst du hingehen! Niemals!“, ergänzte er und zerrte seinen Sohn dem Boden entlang in Richtung des kleinen Zimmers, welches die Brüder für sich als Zimmer hatten. Mit einem groben Schwung schleuderte er Corran auf das Strohbett und dieser knallte auf die harte Unterlage und wurde erst von der Wand dahinter wieder gestoppt. Unter lautem Weinen und Schreien kam Corran zum Halt, doch noch bevor er wusste wie ihm geschah, knallte sein Vater die Türe zu.

Stillschweigend lag Corran auf dem Strohbett und weinte. Er weinte sich die Augen wund und den ganzen Schmerz von der Seele, der sich im letzten Jahr angesammelt hatte. Er weinte um den Verlust seiner Mutter, um die Abreise seines Bruders, und um das Monster von einem Mann, dass für ihn zu sorgen hatte. Doch noch vielmehr weinte er um den Mann, der sich selbst vor einem Jahr angefangen hatte in einem Fass voller Bier zu ertränken. Das Schluchzen und Wimmern wurde doch abrupt wieder von einem lauten Knall unterbrochen. Es hämmerte an der Tür seines Zimmers und das vertraute Geräusch, dass er als Sohn eines Schreiners kannte, füllte den Raum. Panisch sprang Corran auf und rannte zur Tür, doch als er versuchte diese aufzustossen war es bereits zu spät. Sein Vater hatte die schlosslose Tür mit einem Brett verriegelt. „Vater! Nein! Nicht!“, schrie der junge Corran verzweifelt der Tür entgegen und kratzte panisch an dem Holz. „Du wirst mich nicht verlassen, Sohn!“, erwiderte sein Vater nur wütend und gebrochen. Mit jedem weiteren Hammerschlag sank Corran mitsamt seiner Hoffnung, seiner Zuversicht und dem aufgeschlossenen Geist zu Boden. Schweigend kauerte er vor der Türe, wortlos. Selbst als sein Vater das Haus verliess um von Aussen das einzige Fenster in den Raum zu verriegeln machte Corran keinen Mucks mehr. Die Hammerschläge klangen wie Fäuste die auf seine Seele trafen und mit jedem Schlag wurde der Raum dunkler. Und dunkler. Bis er nur noch aus Leere, dem Nichts und einem stummen Kind auf dem Fussboden bestand.

Corran wusste nicht, wie viele Zyklen vergangen waren. Als er wieder erwachte war es dunkel und jede Hoffnung die aufkam, dass er nur geträumt hatte, wurde sogleich im Keim erstickt. Blind und auf dem Boden tastend, versuchte er sich erstmals im Raum wieder zu orientieren. Kurze Zeit später fand Corran sein Bett und legte sich darauf, denn alles in seinem Körper tat ihm weh. Die Arme fühlten sich an als hätte er blaue Flecken und er konnte die eine oder andere Schramme vom Aufprall mit der Wand spüren. Weitere Zyklen vergingen, wobei es auch nur Augenblicke hätten sein können. Corran wusste es nicht. Erst als es an der Tür wieder polterte und er das kratzen von Metall auf Holz vernahm, sah er wieder auf und blickte in die Richtung der Türe. Weitere Geräusche folgten, eisern, metallisch, und das knarren von Holz. Er hat ein Scharnier eingebaut, dachte Corran sich sicher. Die Geräusche sind ihm über die Jahre hinweg wie selbst verständlich vorgekommen als sein Vater an der Arbeit war, doch nun malten diese vertrauten Klänge ein Bild des Grauens in seinem Kopf. Das Bild eines verbitterten Mannes, der seinen Sohn einsperrt. Sein Leben, wie er alt und grau in diesem Zimmer sitzt und nie wieder das Licht der Sonne sieht. Tränen liefen wieder über seine Wangen und er schluchzte leise, denn bei allem Wissen, dass er glaubte zu haben, war er trotzdem nur ein 10 Morsan altes Kind. Erst das Ziehen und Zerren am Brett vom Vorabend riss Corran wieder aus seinen Gedanken .Er hörte wie die Nägel wieder aus dem Holz gerissen werden und wie das Brett die Türe wieder freigibt. Hoffnung zu entkommen, hatte er trotzdem keine mehr. Erst nach einem Augenblick der Stille hörter er wieder das Geräusch des Bolzen, woraufhin sich die Tür einen Fuss weit öffnete. Das Licht aus dem Hauptraum blendete ihn, und noch bevor er sich aufrappeln konnte um zur Tür zu hechten, war die Öffnung auch schon wieder geschlossen. Alles was blieb war die Leere und das Licht. Licht, dachte sich Corran, der die letzte Nacht und wahrscheinlich den grossen Teil des Tages in der Dunkelheit verbracht hatte. Sein Vater hatte ihm, nebst einem Teller mit etwas Brot und einem Krug Wasser, einen Kerzenhalter mit einer brennenden Kerze auf ein Holztablett gestellt. Das warme Licht der kleinen Flamme tauchte das überschaubare Zimmer in einen orangefarbigen Schimmer der Wärme und Wöhle, die in dieser dunklen Zeit Corran etwas trost spendete. Hungrig liess der junge Corran sich auf den Boden gleiten und kroch in Richtung des Tellers. Er hätte nicht kriechen müssen, selbst wenn ihn sein Leib vom Vorabend noch schmerzte, doch er sah keinen Sinn mehr darin sich aufzuraffen, also konnte er genauso gut die faule Alternative wählen und dem Boden entlangrobben.

Als Corran seinen Hunger mit dem trockenen Stück Brot gestillt hatte, griff er nach dem Halter der Kerze und hob diese auf Augenhöhe. Gebannt vom Tanzen der Flamme starrte er diese eine ganze Weile an, eher er sich doch noch dazu entschied aufzustehen. Die Kerze hielt er derweil fest in den Händen, denn sie war Wort wörtlich sein einziger Lichtblick in dieser hoffnungslosen Lage. Mit Vorsicht liess er die Lichtstrahlen des Feuers über die Wände gleiten, auf der Suche nach etwas was ihm die Flucht ermöglichen würde. Es ist sinnlos, ich kenne dieses Zimmer seitdem es gebaut worden ist. Und abgesehen von dem Fenster und der Türe gibt es keinen Weg raus, schoss ihm durch den Kopf als er mit Tränen in den Augen schweren Herzens aufgeben musste. Gerade als der Junge auf dem Bett wieder seinen Platz eingenommen hatte, fiel ihm das Regal an der Wand auf. Seine Mutter hatte dort immer ihre Bücher verstaut aus denen sie ihnen vorlas und die Bücher lagen noch immer dort, von einer leichten Staubschicht überzogen. Corran liess die Kerze am Bettrand stehen und ging vorsichtig zum Regal, um mithilfe eines Stuhls an die Bücher zu gelangen. Vorsichtig strich er mit den Fingern über die Buchrücke und betrachtete die Titel. Er las sich vorsichtig die vier Titel der Bücher durch die dort lagen und stellte fest, dass nur nur eines davon nicht kannte. „Go.. Goe… Götter! Götter der Welt.“, las Corran sich selbst laut vor. „Vielleicht könnt Ihr mir helfen. Mutter hat gesagt, auf die Viere ist immer Verlass.“, ergänzte der Junge als er sich das Buch schnappte und zurück auf den Weg ins Bett machte.

Viele Zyklen vergingen und die Kerze wurde immer kleiner, doch davon merkte Corran nicht mehr viel. Als er wieder erwachte war die Kerze nur noch ein kleiner Stummel und so schlussfolgerte der aufgeweckte Knabe, dass er beim Lesen eingeschlafen sein musste. Traurig blickte er auf die Kerze, denn wenn diese einmal abgebrannt war, konnte er auch nicht mehr weiterlesen. Kurze Zeit darauf war das Schieben des Bolzens wieder zu hören und wie am Tag zuvor öffnete sich die Tür, das alte Tablett wurde herausgezogen und ein neues Tablett wurde ihm hingelegt. Als die Tür wieder verschlossen war ging Corran, immernoch etwas traurig wegen dem bald erlöschenden Feuer, an das Tablett um sein Stück Brot zu holen, doch sein Augenmerk richtete sich rasch auf die dort liegende Ersatzkerze, die sein Vater ihm mitgegeben hatte. Fast etwas panisch Griff er danach und huschte zurück zu seinem Bett um die Flamme des Stummels zu nutzen um die neue Kerze zu entzünden. Die alte Flamme erlosch und die alte Kerze wurde durch die neue ersetzt.

Dieses Ritual sollte schon bald zum Alltag werden für den jungen Corran, der nun schon einige Tage, wenn nicht sogar Monde in seinem Zimmer verbracht hatte. Es hatte sich viel geändert in der Zwischenzeit. Corran betete immer seltener zu den Vieren, denn die Hoffnung die erst selbst nicht hatte, konnten ihm selbst die Vier nicht mehr geben – Es wurde ihm immer bewusster, dass er selbst an seinem Lebensende noch in diesem Zimmer sitzen würde. Manchmal hörte er sein Vater durch die Wände sprechen. Manchmal hörte er ihn fluchen, andere male schien sein Vater Gespräche mit sich selbst zu führen, doch Gesellschaft schien er im Haus nie zu haben. Doch Corran hatte sich mit seinem Schicksal scheinbar abgefunden. Er bekam jeden Tag etwas Brot und Wasser, manchmal auch ein Stück Fleisch und sein Vater hatte sogar angefangen ihm einen Eimer für andere Geschäfte und körperliche Bedürfnisse mitzugeben.

„Was lesen wir heute, Ignis?“, sagte er mit einem Blick zur Kerze und lächelte. Mit kindlichem Elan hatte Corran in der Zwischenzeit das Buch der Götter mehrmals vollständig gelesen und begann, seine Kerze mit dem Namen des Elementarherren des Feuers anzusprechen. In der dunklen, düsteren Welt die ihn Umgab hatte er sich selbst eine neue Ordnung zurechtgelegt in der die Viere zwar das Konstrukt dieser Welt zusammenhalten, aber jedoch nur sein wahrer Freund Ignis die Kerze ihm wahren Trost spenden konnte. Zusammen mit Ignis hatte er nun schon länger beschlossen, dass sein Vater ein Diener des Einen gewesen sein muss, was auch sein Fehlverhalten gegenüber seinem eigenen Sohn erklären würde. Zumindest war Corran fest davon überzeugt. Und genau aus diesem Grund wurde innerhalb des Raumes aus Leopold, seinem Vater, einfach nur „der Diener“ des Namenlosen.

Corran griff wieder nach seinem Buch und suchte abermals nach seiner liebsten Geschichte, nach den Texten in denen es um sein Freund ging. Er las Ignis gerne vor und die Kerze tänzelte dabei für ihn wie gewohnt und spendete Licht. Manchmal machte Corran einen lustigen Kommentar zu den Textpassagen oder band seinen Vater als Fiesling in die Geschichten ein und beide lachten einige Augenblicke um die Sorgen des Alltags zu vergessen. Du bist ein kleiner Witzbold, sagte die Kerze zu Corran in seinen Gedanken, als dieser abwinkend nur erwiderte: „Du erträgst einfach keine Scherze auf deine Kosten, Ignis.“

Eines Tages, wahrscheinlich einige Monde nach dem ursprünglichen Vorfall, öffnete sich die Tür zum Zimmer abermals für die gewohnte Ration. Corran sass auf einem Stuhl und beachtete die Türe kaum, da er es aufgegeben hatte auch nur irgendwie mit seinem Vater, der nun das Leibhaftige Böse war, zu sprechen. „Ich höre dich, Corran. Ich höre dich sprechen. Wen versteckst du hier?“, fragte die Gestalt an der Tür und ein lang vergessener Geruch von Alkohol und Vernachlässigung drang mit einem Luftzug durch die Tür. Corran sah auf, völlig überrascht über den Wortwechsel und brauchte einige Augenblicke um eine Antwort über seine Lippen zu bringen: „N-Niemanden… Ich… Ich spreche mit niemandem.“. Sein Vater, scheinbar nicht erfreut über die Antwort seines Sohnes, machte einen Schritt in den Raum und riss die Türe etwas weiter auf: „Lüg mich nicht an du Nichtsnutz. Raus mit der Sprache! Besucht dich jemand aus dem Dorf? Hast du ein Loch in der Wand?!“. Corran riss die Augen weit auf und schreckte zurück, wobei er die Hände schützen vor sich hob und abermals wiederholte: „Nein. Nein ich spreche mit niemandem… Nur mit mir selbst! So wie du in der Nacht!“. Mit dieser Antwort hatte Corran scheinbar das Fass zu Überlaufen gebracht, denn sein Vater ging direkt auf ihn zu und hob seine Hand. Mit wütenden Schlägen drosch er auf Corran ein, der sich unter den Hieben immer wieder drehte und wimmerte. „Du wagst es? Dir treibe ich deine Frechheiten schon noch aus! Lüg mich nicht an! Ich bin dein Vater!“, schrie Leopold seinem Sohn zu, doch kaum hatte er seinen Satz beendet schrie Corran auf und erwiederte lauthals: „Du bist nicht mein Vater. Du bist ein Monster. Ignis und ich wissen, dass du ein Diener des Einen bist!“.

Leopold hielt mit den Schlägen inne und ein Ausdruck von Schock und Wut machte sich auf seinen Gesichtszügen breit. „Du… DU! Diese verdammten Bücher setzen wir nur Flausen in den Kopf! Wie kannst du es nur wagen so mit mir zu sprechen?! Ich hätte sie dir nie bringen sollen!“, schrie er seinen Sohn entgegen und nahm Abstand von ihm. Mit gezieltem Griff schlug er nach der Kerze, die neben dem Bett auf den Boden fiel und dabei erlosch. Corran hatte kaum Zeit sich weinend und schreiend auf die Kerze zu stürzen um seinen Vater daran zu hindern, doch dieser hatte bereits kehrt gemacht und den Raum verlassen. Die absolute Dunkelheit die Corran fürchtete kehrte wieder ein, und alles was von seinem Freund blieb war ein warmer, schmieriger Fleck auf dem Fussboden. „Nein, Ignis… Nein… NEIN! NEIN! Verlass mich nicht… Ignis… Du bist mein einziger Freund… Bitte… Ich flehe dich an“, schrie er dem Fussboden entgegen und zog sich dabei vor lauter Wehrlosigkeit an den Haaren. Seine Tränen flossen in kleinen Bächen den Wangen hinab, tropften auf den Boden und Corran starrte in die Dunkelheit auf die Stelle, an der er die Kerze vermutete. Und dann sah er es. Ein kleiner Glimmer am Docht blitzte auf, eine winzige Stelle die glutrot die Dunkelheit brach. Nicht genug um Licht zu spenden, doch das Leben war da. Corran schnappte nach Luft, unsicher was er tun sollte um das Feuer neu anzufachen, doch bevor er sich rühren konnte bemerkte er, dass die Glut etwas weiter wanderte und einen weiteren Teil des Dochtes in Anspruch nahm. Völlig überrascht und fasziniert von der Glut hörte er auf zu weinen und ging mit dem Gesicht näher an die Kerze, woraufhin diese einen kurzen Funken von sich gab und Corran dazu brachte, dass er mit einem leisen Kreischer zurückwich. Doch der Funke brachte nicht nur Corran in Bewegung, sondern entfachte auch das Feuer an der Kerze erneut, die weiterhin auf dem Boden lag. Beiseite, sagte Corran sich selbst in Gedanken und mit einem strahlenden Lächeln schrie Corran auf: „Ignis! Du bist wieder hier!“. Doch seine Gedanken wiederholten wieder das Wort Beiseite und Corran verlor sein Lächeln wieder. Rasch rappelte er sich auf, die Arme schmerzend von den abgefangenen Schlägen und stellte sich seitlich vom Bett neben den Stuhl.

Die kleine Flamme der Kerze tänzelte wie bei den abendlichen Geschichten vor sich hin und Corran konnte nicht verstehen, warum er seinem Freund nicht wieder aufhelfen durfte. Ein weiterer Funken ging wieder von der Kerze aus und sprang seitlich in die Luft, wobei es dieses Mal auf dem Bettrand des Strohbetts landete. Wie beim Docht schon fing ein kleiner Strohhalm erst zu Glühen an, eher sich auch dort eine kleine Flamme zeigte, die etwas Licht spendete - Und das Feuer tanzte.

Corran stand da und ging einige Schritte weiter zurück. Mittlerweile stand er an der gegenüberliegenden Wand zum Bett und sah mit ernstem Gesicht zu seinem Freund. Aus Ignis, der Kerze, war ein kleiner Brand geworden und er verbreitete sich rasend schnell. Bleib dort stehen, klang es in Corran’s Kopf und stumm nickte er als er das Schauspiel vor sich betrachtete. Das Feuer frass sich vom Boden zum Bettgestell und vom Bettgestell blitzschnell durch das Stroh, was mittlerweile die Flammen nährte und dadurch bereits die halbe Wand in Brand gesteckt war. Der Raum füllte sich mit Rauch und Wärme und Corran wurde langsam in die Knie gezwungen um den beissenden Rauchschwaden zu entkommen. Er sah nichts mehr und hustete laut vor sich hin, doch viel Zeit blieb ihm nicht zum Denken. Renn!, befahl seine innere Stimme und Corran schoss los. Genau so schnell wie die Flammen sich ausgebreitet haben, hechtete Corran los in Richtung der Wand und sprang. Er sprang um sein Leben, weg von dem Raum, weg von seinem Vater und mit blindem Vertrauen in seinen neu gewonnen Freund – Ignis, die Kerze. Sein Körper fiel durch die Flammenwand , doch die Hitze des Feuers war nur eine flüchtige Brise auf seiner Haut. Corran öffnete die Augen und alles war dunkel, doch die Dunkelheit war ungewohnt. Er sah einen glühenden Schimmer über der Landschaft, die Sterne über seinem Kopf und er fühlte die kühle Brise des Windes. Er muss durch die brennende Wand nach draussen gesprungen sein und hinter ihm loderte noch immer das befreiende Feuer. Langsam drehte er sich um und stand vor dem Teil des Hauses, dass einst sein Zimmer war. Mittlerweile stand die ganze Hütte in Flammen und das Feuer frass sich durch das Dach zur Veranda vor. Wir müssen uns nun verabschieden, erklang die Stimme in seinem Inneren erneut. Ich kann nicht mit dir kommen. Corran nickte und die Tränen kullerten wieder seinen Wangen hinab. Ihm war natürlich klar, dass er seinen Freund nicht aus diesen Flammen retten konnte. Und selbst wenn, wie hätte er ihn mitnehmen sollen? „Ich werde dich vermissen, mein Freund.“, gab Corran laut zur Antwort als er in der Feuer blickte. In jedem von uns lodert ein Feuer, Corran. Denk daran, wenn du mich vermisst.

Und mit diesen Worten machte der junge Corran, der nun zwei Morsan älter war wie zuvor, auf dem Absatz kehrt und hechtete in Richtung Wald.

Als Corran in Umdest ankam, holte die Realität des Alltags ihn schnell wieder ein. Das Leben unter Menschen, sogar unter Fremden, war für ihn ungewohnt und er hatte keine Ahnung, wohin er gehen sollte. Die Suche nach seinem Bruder, der ursprünglich dort Arbeit finden wollte, erwies sich als nicht erfolgreich und so sah er sich gezwungen sich anderweitig zu helfen. Als er zwei Tage nach seiner Ankunft vor lauter Hunger gezwungen sah am Markttag etwas von den Ständen zu stehlen, ist er von einem alten Mann ertappt worden. Der alte, wie sich später herausstellen sollte, war ein kräuterkundiger Händler der zwischen Draconis und Umdesd seine Waren sammelte und anbot. Ohne Kinder und Lehrknaben sollte Corran schon bald in sein Herz eingeschlossen werden und zu ihm in die Lehre gehen. Obwohl er seine Geschichte dem alten Mann, der Amaldeus hiess, nie erzählte, öffnte er sich seinem Meister gegenüber und genoss die vier darauf folgenden Jahre die Gesellschaft und die Lehren über Natur, Götter und die ganze Welt. Als Corran sich dann dem 16. Morsan näherte war Amaldeus jedoch bereits schon sehr alt und zu müde, um die alte Reise von Draconis zu Umdesd zu bestreiten und so sandte er Corran hinaus in die Welt um sein eigenes Glück zu finden. Corran, der in diesen Jahren weder seinen Bruder, noch seine Faszination für den Glauben verloren hatte, ging so also ein letztes Mal nach Draconis um dort seiner wahren Berufung nachzukommen. Der Junge der damals mit der Kerze sprach ist nun zu einem jungen Mann geworden, der sein Leben einem Gott widmen wollte, der trotz kindlichem Irrsinn massgeblich für sein Überleben verantwortlich ist.

Die Jahre darauf verbrachte Corran in Draconis als freiwilliger Helfer in einem Ignistempel, wo er sich die Zeit mit dem Studium der Körper- und Kräuterkunde vertrieb. Geld verdiente er mit dem Wissen, welches er sich in seiner kurzen Lehrzeit mit dem Kräutern angeeignet hatte. Schlussendlich liess er sich darauf ein ein Novize im Tempel zu werden um sein Leben gänzlich dem Herren der Flammen zu widmen. Mit dem nötigen Rückenwind durch den Tempel blühte Corran, der nun mehr wie 21. Morsan alt war, richtig auf und hatte mehr Zeit und Ressourcen um auch die Suche nach seinem Bruder voranzutreiben. Durch verschiedene Quellen, Kopien von Logbüchern und Aussagen von Messbesuchern konnte sich Corran im Verlauf der nächsten drei Jahre zusammenreimen, dass sein Bruder als Schreiner auf die vielerwähnte Insel Siebenwind gegangen sein muss.

Und so machte das einstmalige Kind vom Haus hinter dem Hügel sich auf zu einer neuen Reise, in der er mehr erleben würde, als er es sich jemals hätte vorstellen können…
Ängste und SorgenCorran ist zwar zu einem selbstsicheren Mann herangewachsen, dennoch fürchtet er die Gefangenschaft die er als Kind durchgemacht hat nach wie vor extrem. Die unterschwellige Sorge, dass er seinen Bruder nicht mehr findet prägt nach wie vor sein Leben, obwohl er, wie oben erwähnt, noch nicht in Betracht zieht, dass sein Bruder ihn "verlassen" hat.
BesonderheitenCorran legt viel Wert auf die Pflege seines Bartes und achtet auf sein Äusseres, obwohl er sonst keine besonderen Eigenschaften hat. Im Endeffekt ist er ein einfacher Landjunge und ist, obwohl er nicht hässlich ist, weder auffallend schön, noch hat er besonders markante Gesichtszüge.
ZieleEinerseits möchte Corran aufgrund seiner Vergangenheit und dem Mangel einer besseren Wertvorstellung sein Leben Ignis widmen, andererseits treibt ihn die "kindliche Unschuld" noch in der Suche nach seinem Bruder voran. Die prägenden Momente in der Geschichte haben seine Laufbahn als Geweihter definiert, wobei er aufgrund seiner Missstände nicht erkennt, dass sein Bruder ihn vielleicht aufgegeben hat.

Wertvorstellungen

ThemaWichtigkeit
Ehrenebensächlich
Wissenfundamental
Wahrheitwichtig
Freiheitfundamental

Moral

ThemaStandpunkt
Gewaltnur in Notfällen
Tötennur in Notfällen